Das Projekt pfingstART präsentiert den [...] Maler Josef TAUCHER, der sich mit seinen Bergbildern seit Jahrzehnten auf dem schmalen Grat zwischen Realität und Fiktion bewegt und dem „unbeschreiblichem Geheimnis“ Schöpfung auf der Spur ist. Er malt wild zerklüftete Bergformationen, in denen sich dunkle Schatten eingenistet haben oder aus denen ein mystisches Rotlicht reflektiert. Auch scharfkantige
Bergketten, deren Umrisse sich auflösen und auch im Himmel fortsetzen und als abstrakte Wolkenformationen lesbar sind, oder abstrahierte, zarte Himmelsahnungen auf weißem Grund gehören zu den von TAUCHER bevorzugten Motiven. In der Ausstellung „Zwielicht“ zeigt TAUCHER großformatige Bergbilder aus dem vergangenen Jahrzehnt. Wenn der Künstler und Mineraloge TAUCHER mit Ölfarbe auf Molino seine imaginäre Natur aufbaut, beeindruckt er mit atmosphärischer Dichte, reizvollen Formenverwandlungen und einem sinnlichen Kolorit. Seine windumbrausten Gipfel und schneebedeckten
Gesteinsformationen könnten Ausschnitte der Wirklichkeit sein, sind aber in Wahrheit Annäherungen an das Problem des Raumes. Der Berg wird bei TAUCHER also Mittel zum Zweck. Wobei spirituelle Deutungen der menschenleeren Szenerien erlaubt sind. Was weiland mit einigen wenigen Bergkanten und Erdbuckeln auf der
bläulich eingefärbten Leinwand begonnen hatte, ist dem Künstler „irgendwie entglitten“: „Es gab kein Halten mehr.“ TAUCHER auf extremen Formaten: drei mal drei Meter oder noch größer. Die Bildtitel sind kurz und prägnant: „Zwielicht“ beispielsweise, „Himmel“ oder „Kaltluft“. Er, der als Wissenschafter das Eintauchen in Mikrostrukturen kennen und schätzen gelernt hat, braucht keine künstliche Dramatik. Die rauhe Frische seiner von Moden, Trends oder Kunstmarktüberlegungen unbeeinflußten Gemälde ist ohnehin atemberaubend.
Martin Behr: Zwielicht in der imaginären Bergwelt. PfingstART: Ausstellung „Zwielicht“ vom Maler. Josef Taucher im oststeirischen Forum Kloster Gleisdorf, Kurator Walter Kratner. In: Salzburger Nachrichten. Samstag, 3. Mai 2008: S. 16.
Martin Behr, Studium der Kunstgeschichte, Redakteur der "Salzburger Nachrichten" und Mitglied der Künstlergruppe G.R.A.M.